Vom 22. April bis 4. Mai 2015 waren ornithologisch interessierte und naturbegeisterte Förderer und Freunde des Brehm Fonds auf den Spuren atlantischer Artenvielfalt unterwegs. Ziel der Exkursion war Gran Canaria, eine sonnenverwöhnte Insel der Kanaren. Insgesamt neun Personen hatten sich angemeldet, um unter der Leitung des bewährten Reiseführers und profunden Kenners der Kanaren, Dr. André Weller bei traumhaftem Wetter eine Vielzahl von Lebensräumen mit zahlreichen seltenen bzw. endemischen Tier- und Pflanzenarten kennen zu lernen. Die Insel umfasst trocken-heiße Lebensräume wie die im Süden gelegenen Dünen von Playa del Ingles sowie die südlichen und zentralen Barrancos, aber auch feuchtere Lebensräume wie die Lagune von Maspalomas, die spektakulären Küstenfelsen von Anden Verde bis hin zu den Lorbeerwäldern im Norden.
Gran Canaria bietet Vogelkennern eine Reihe von Highlights, darunter eigene Unterarten von Teidefink und Teneriffa-Blaumeise. Hinzu kommen makaronesische Endemiten wie Ostkanaren-Triel, Kanarenpieper, Kanarengirlitz oder der nur noch auf Teneriffa vorkommende Buntspecht. Er ist relativ häufig in den im Inselzentrum verbreiteten Kiefernwäldern zu finden. Vor der Küste kreuzen Hochseevögel wie der Gelbschnabelsturmtaucher, der sich gerne in der Nähe von Walen aufhält. Bei einer Walbeobachtungsfahrt zeigte sich unserer Reisegruppe als besondere Seltenheit sogar eine arktische Große Raubmöwe. Übrigens gelten die Kanaren weltweit als Ort mit der höchsten Diversität an Meeressäugetieren; bis zu 25 Walarten können in den Gewässern rund um die beliebten Ferieninseln beobachtet werden.
Auch die Pflanzenwelt hat zahlreiche Besonderheiten zu bieten; nicht weniger als 120 Formen findet man exklusiv nur auf Gran Canaria. Von heimischen Balkonen und Gärten her bekannt sind vor allem Kanarenmargeriten und Cinerarien, deren Wildformen die Kanaren besiedeln, aber auch Hornklee, Zistrosen und Bergminzen vermischen sich zu einem bunten Spektrum. Ein Großteil der Blütenpracht zeigt sich allerdings nur im Frühjahr, insbesondere nach feuchten Wintern (was in unserem Fall nicht zutreffend war). So überwiegen Arten mit reduzierter Beblätterung oder starker Sukkulenz, wie die zahlreichen Aeonien oder verwandte Dickblattgewächse.
Insgesamt bot sich den Teilnehmern eine tolle Gelegenheit, hochspezialisierte Arten und Lebensräume aus der Nähe kennen zu lernen. Auch das enorme Gefährdungspotential für all diese Naturschönheiten wurde uns drastisch vor Augen geführt, seien es anthropogene Ursachen wie Urbanisierung, Straßenbau, Tourismusentwicklung, Beweidung und Abholzung sowie die Problematik des Wasserhaushaltes. In diesem Zusammenhang gilt es auch für die Besucher der Insel, verantwortungsbewußt mit der Ressource Wasser umzugehen und Müll zu vermeiden, damit sich auch künftige Generationen noch an der einzigartigen Biodiversität der Kanaren erfreuen können.